Hannah - ein Beitrag über die Angst durch Krebs Angehörige zu verlieren
Es war ein unerwarteter Anruf, der Hannas Alltag auf den Kopf stellte – ihre Mutter Rosa hatte die Diagnose Brustkrebs erhalten. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen und für eine kurze Dauer sprachlos und regungslos“, erinnert sich Hanna an diesen Tag zurück. Nachdem das Telefonat beendet war, gingen Hanna jede Menge Fragen durch den Kopf.
„Wie kann ich meine Mutter am besten unterstützen?“, „Was kann ich sagen, ohne ein Gefühl der Bevormundung zu hinterlassen?“, „Könnte ich später selbst davon betroffen sein?“, „Wie gut sind die Heilungschancen?“, „Werde ich meine Mutter dadurch verlieren?“…
In den weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass bei Rosa eine bösartige Tumorvariante vorlag, die bereits Metastasen in den Knochen gebildet hatte. „Das war ein weiterer Schock für die ganze Familie und das Gefühl der Hilflosigkeit und die Angst einen geliebten Menschen verlieren zu können breitete sich von Tag zu Tag mehr aus“.
Zu Beginn versuchte Hanna ständig dem Gespräch mit ihrer Mutter über die Krebserkrankung und den Folgen auszuweichen, „es kostete mich jede Menge Überwindung und Energie darüber zu sprechen und zusätzlich plagte mich das schlechte Gewissen, dass ich im Alltag nicht in der Lage wäre, ausreichend für sie da zu sein. Ich wollte, dass es ihr rund um gut geht“. Ratsuchend wandte sich Hanna an eine gute Freundin und wurde durch das Gespräch auf die Möglichkeit einer psychosozialen Krebsberatungsstelle aufmerksam. Diese begleiten Krebspatienten und auch ihre Angehörige in solch schwierigen Lebenssituationen.
„Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles beitragen könnte und vereinbarte, natürlich mit dem Einverständnis meiner Mutter, einen gemeinsamen psychoonkologischen Beratungstermin“. Der Austausch mit dem erfahrenen Psychoonkologen bot ihnen die Möglichkeit in Ruhe über aktuelle Fragen, Gedanken und Sorgen zu sprechen. Dabei entdeckten Hanna und Rosa einen Weg wie sie gemeinsam mit der Erkrankung besser umgehen konnten.
„Ab diesem Zeitpunkt begleitete ich – so oft es für mich möglich war – meine Mutter zu ihren Arztbesuchen bzw. zu den anstehenden Therapien. Es war mir einfach wichtig, dass sie wusste, dass sie nicht allein ist“. Hanna verstand durch die Gespräche mit den Ärzten die Krankheit und anstehende Behandlungen ihrer Mutter besser. „Durch die gemeinsamen Besuche bei den Ärzten wurde mir bewusst, dass meine Mutter in den besten Händen ist. Denn ihre Ärzte legten großen Wert darauf, dass meine Mutter eine schmerzfreie Zeit verbringen kann, wodurch ihre Lebensqualität verbessert wurde. Das nahm mir einen Teil meiner Sorgen ab“.
Um die Krankheit für eine Weile aus dem alltäglichen Leben zu verbannen, wurde Hanna und Rosa von der psychoonkologischen Beratungsstelle empfohlen, einfache Rituale und Wünsche von Rosa und auch Hanna in den Alltag einzubauen. „Wir haben wieder gemeinsame Spaziergänge in der Natur für uns entdeckt und unsere Umgebung aus einem ganz anderen Blickwinkel kennengelernt“ freut sich Hanna und ist stolz, dass sie einen Weg gefunden hat, wie sie ihre Mutter unterstützen und durch diese schwere Zeit begleiten kann. „Wir genießen jetzt jeden schönen Moment, den wir gemeinsam haben und freuen uns täglich über neue kleine Erlebnisse“.