Osteoporose

Eine Volkskrankheit, die sehr viele Menschen betrifft

Der Hüftknochen bricht, der Rücken wird krumm. „Das sind eben alte gebrechliche Knochen.“ Das denken viele, wenn es um osteoporotische Frakturen geht. Doch dass dahinter eine Erkrankung steckt, ist vielen nicht bewusst. Wird die Erkrankung diagnostiziert, leiden Betroffene häufig unter der Angst, erneut einen Knochenbruch zu erleiden. Angst davor, immobil zu werden und ein Leben lang auf andere angewiesen zu sein. Doch es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten gegen die Erkrankung. 

Was ist Osteoporose? Das Krankheitsbild:

Übersetzt bedeutet Osteoporose so viel wie „poröser, morscher Knochen“. Unter Osteoporose versteht man eine kontinuierliche Abnahme der Knochenmasse („Knochenschwund“), sowie eine Abnahme der Knochenstruktur und -funktion, weil das normale Gleichgewicht von Knochenaufbau und -abbau nicht mehr besteht und der Abbau überwiegt. Zellen, die den Knochen abbauen (genannt Osteoklasten), weisen eine höhere Aktivität auf als Osteoblasten. Letztere sind Zellen, die den Knochen aufbauen und mineralisieren. Der Knochen nimmt bei der Erkrankung an Elastizität und Festigkeit ab, wodurch das Risiko für Knochenbrüche steigt. Ein gewisser Knochenabbau gehört zum Älterwerden dazu. Von einem krankhaften Knochenschwund, einer Osteoporose, spricht man erst, wenn die Knochensubstanz um mehr als 30 – 40% vermindert ist und eine erhöhte Gefahr für Knochenbrüche besteht.

Was sind die Folgen der Osteoporose?

Durch den Knochenmasseverlust können ohne adäquate Ursache Brüche entstehen. Häufig sind Wirbelkörper, die Hüfte und das Handgelenk betroffen. Wirbelkörperbrüche können auch entstehen, ohne dass sie bemerkt werden. Sie werden dann sichtbar, wenn die Wirbelsäule durch die Brüche gekrümmt wird und der klassische „Witwenbuckel“ entsteht, der auch mit einer Abnahme der Körpergröße einhergeht. Wirbelkörperbrüche können aber auch schmerzhaft verlaufen. Gerade, wenn sie im Rückenmark Nervenbahnen einklemmen. Betroffene klagen über Rückenschmerzen, welche auch als „Hexenschuss“ fehlgedeutet werden können.

Bei osteoporotischen Knochen ist das Risiko für einen Oberschenkelhalsbruch hoch. Dieser Knochenbruch muss dann im Krankenhaus operiert werden und es folgt die Krankengymnastik. Schwierig wird es, wenn nach einem Oberschenkelhalsbruch Patienten immobil werden, also in ihrer Bewegung stark eingeschränkt bleiben. Eine zügige Mobilisierung sollte angestrebt werden, da der Körper sonst Muskelmasse abbaut, wodurch auch Knochenmasse reduziert wird. Die Folge können weitere Knochenbrüche sein.

Carmen - ihre Geschichte zum Leben mit Osteoporose!

„Mich traf der Schlag!“ – Die 60-Jährige Carmen hatte schon lange über Rückenschmerzen geklagt. Aber als sie von der Diagnose Osteoporose erfuhr, war sie sehr überrascht. Einen Wirbelkörperbruch hatte sie sogar nicht mal bemerkt. 

„Da war meine Verunsicherung sehr groß, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt und ob mir geholfen werden kann“.

Mit ihrem Arzt hat Carmen eine optimale Therapie gefunden, die sie gut in ihren Alltag integrieren kann.

„Mittlerweile fühle ich mich mit meiner Osteoporose-Therapie sicherer und gehe auch wieder regelmäßig zum Tanzen!“

Ursachen und Risikofaktoren der Osteoporose

Verschiedene Faktoren können zur Entstehung der Osteoporose beitragen. Bei den Risikofaktoren unterscheidet man zwischen allgemeinen Risiken, dem Risiko durch spezielle Grunderkrankungen und dem Risiko durch eine vorangegangene medikamentöse Therapie.

  • Lebensalter und Geschlecht

Das Risiko steigt mit dem Alter. Frauen sind circa 4-mal häufiger betroffen als Männer. Das Risiko steigt nach der Menopause durch die hormonelle Veränderung im Körper.

  • Eigene oder familiäre vorangegangene Frakturen der Wirbelkörper oder Hüfte

Gerade bei eigenen Frakturen ab dem 50. Lebensjahr oder bei Hüftfrakturen der Eltern sollte man eine mögliche Osteoporose-Erkrankung abklären lassen, um frühzeitig Brüche vermeiden zu können.

  • Nachlassende Muskelkraft durch Bewegungsmangel

Durch die schwindende Muskelkraft kann es zu Stürzen kommen, wodurch ein Bruch entstehen kann. Eine Immobilität sollte vermieden werden, da dadurch die Muskelkraft nachlässt. Dies führt zu einem Abbau der Knochenmasse und das Risiko eines Bruches steigt.

  • Der Lebensstil

Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum können das Risiko steigern.

  • Calcium- und Vitamin D3-Mangel

In Bezug auf die Ernährung spielt als Risikofaktor vor allem ein Calcium- und Vitamin D3-Mangel eine große Rolle. Nimmt man zu wenig Calcium zu sich, bedient sich der Körper am Mineral des Knochens, wodurch dieser an Masse verliert und instabil wird. Vitamin D3 wird benötigt, um Calcium über die Nahrung im Darm besser aufnehmen zu können. Liegt ein Mangel an Vitamin D3 vor, wie es häufig im Winter aufgrund der tiefstehenden Sonne der Fall ist, wird weniger Calcium in die Knochen eingelagert.

  • Risiko durch spezielle Grunderkrankungen

Entsteht eine Osteoporose aufgrund einer anderen Erkrankung, spricht man in diesem Fall von einer sekundären Osteoporose. Das Risiko daran zu erkranken ist z.B. bei Diabetes mellitus Typ 1 erhöht und wird häufiger mit Hüft- und Wirbelkörperfrakturen in Verbindung gebracht. Weitere Erkrankungen, bei denen für einen längeren Zeitraum über 3 Monate Kortison als Medikament eingesetzt wird (z.B. Prednisolon >7,5mg/Tag bei Rheumatoider Arthritis), können zu einer Osteoporose führen. Eine Basisdiagnostik der Osteoporose sollte parallel zur primären Erkrankung erfolgen.

Diagnose der Osteoporose:

Eine frühe Diagnosestellung der Osteoporose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Eine vollständige Diagnostik der Erkrankung setzt sich aus verschiedenen Untersuchungen zusammen.

Die Anamnese ist eine Erhebung der Krankheitsgeschichte und zeigt bei bereits vorhandener Erkrankung den Fortschritt (z.B. bestehende Knochenbrüche, Symptomatik), sowie alle Risikofaktoren. Häufig wird die Anamnese anhand eines Fragebogens durchgeführt. Auch die Familienanamnese spielt hierbei eine große Rolle, da auch genetische Faktoren zur Entstehung der Osteoporose beitragen können. Sind bereits bei Verwandten (in erster Linie die Eltern) typische osteoporotische Frakturen der Wirbelkörper oder des Hüftknochens diagnostiziert worden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, selbst an Osteoporose zu erkranken.
Nach der Anamnese findet in der Regel eine körperliche Untersuchung statt. Dazu zählt das Messen der Körpergröße, das Gewicht und die Bestimmung der Stabilität und Kraft in den Beinen. Durch Wirbelkörperfrakturen kann die Körpergröße verringert sein, ein “Witwenbuckel” sowie eine charakteristische Hautfaltung am Rücken (“Tannenbaumphänomen”) entstehen, die bei der Untersuchung erkannt werden.
Eine langfristige falsche Ernährung kann zu Osteoporose führen. Zur Diagnostik zählt deshalb auch die Analyse der Essgewohnheiten. Ernährt man sich zu einseitig und vor allem zu Calciumarm, verlieren Knochen an Stabilität, wodurch Knochenbrüche entstehen können. Bei der Diagnostik wird die tägliche Calciumbilanz errechnet. Die tägliche Calciumzufuhr sollte 1000 mg pro Tag überschreiten.
Ein zu niedriger Vitamin D3-Spiegel begünstigt die Entstehung der Osteoporose. Daher ist die Messung dieses Vitamin-Spiegels bei der Diagnostik wichtig. Nach der Blutabnahme misst ein Labor die Konzentration einer Vitamin D3-Vorstufe, welche Aufschluss über den Vitamin D3-Spiegel gibt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten des Tests, wenn der Verdacht eines Mangels vorliegt.
Besteht der Verdacht auf Osteoporose, kann die DXA-Knochendichtemessung (Osteodensitometrie), auch DEXA (dual energy x-ray absorptiometry bzw. Dual-Röntgen-Absorptiometrie) genannt, zum Einsatz kommen. Die Messung ist schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Das Ergebnis der DXA-Messung, der sogenannte T-Score, gibt Aufschluss über die Mineralisierung und somit auch der Stabilität der Knochen. Dadurch kann eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer Fraktur innerhalb der nächsten 10 Jahren getroffen werden. Mit dem T-Score kann zwischen einem gesunden Knochen, der Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose) und der Osteoporose unterschieden werden. Die Kosten der DXA-Messung werden als Kassenleistung alle 5 Jahre übernommen. Ein vorzeitiges Messen wird nur bei therapierelevantem Grund (z.B. einem neuen Knochenbruch) übernommen. Möchte der Patient darüber hinaus eine Messung durchführen lassen, handelt es sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und die Kosten müssen vom Patienten gezahlt werden.
Liegt bereits eine osteoporotische Fraktur vor, wie z.B. der Schenkelhalsbruch oder Frakturen von Wirbelkörpern, kann diese mit konventionellen Röntgenaufnahmen bestätigt werden. Röntgenaufnahmen dienen allerdings nicht zur Frühdiagnostik der Osteoporose, da mit dieser Methode erst ein fortgeschrittener Verlust der Knochensubstanz gemessen werden kann.
Eine weitere Methode ist die Mikrocomputertomographie (3D-Mikro-CT). Sie ermöglicht die räumliche, also dreidimensionale bildliche Darstellung der Knochenstrukturen und somit eine detailgenaue Untersuchung des osteoporotischen Knochens. Mit Hilfe der 3D-Darstellung ist es möglich, den Verlust oder Gewinn an Knochensubstanz in messbaren Größen darzustellen.

Medizinische Therapieoptionen

Die Therapie der Osteoporose kann auch als 3 Säulen-Therapie bezeichnet werden. Diese besteht aus der medikamentösen Therapie, der Basistherapie mit Calcium/Vitamin D3 und der Sturzprophylaxe/ Bewegung.

Bei der medikamentösen Therapie unterscheidet man zwischen Medikamenten, die den Knochenaufbau fördern (osteoanabol) oder den Knochenabbau hemmen (antiresorptiv). Dabei kommen Bisphosphonate, Antikörper und Hormone zum Einsatz. Die gängigsten Wirkstoffe, welche zur Behandlung der Osteoporose zum Einsatz kommen, finden Sie in der nachstehenden Tabelle.

Ein wichtiger Bereich einer erfolgreichen Osteoporose-Therapie ist die Basistherapie mit Calcium und Vitamin D3. In den Zulassungsstudien der Wirkstoffe zur Behandlung der Osteoporose, wurde allen Studienteilnehmern zusätzlich Calcium & Vitamin D3 verabreicht. Calcium ist der entscheidende Baustein für den Knochenaufbau und damit unerlässlich in der Behandlung der Osteoporose. Vitamin D3 sorgt für die Aufnahme des Calciums, weshalb ein Vitamin D3-Mangel unbedingt vermieden werden soll. Neue Knochenmasse kann nur dann aufgebaut werden, wenn man dem Körper mehr Calcium zuführt, als er täglich über die Haut und Nieren verliert. Ist die Versorgung über die Ernährung nicht sichergestellt, was häufig zutrifft, so kann der Arzt ein entsprechendes „Nahrungsergänzungsmittel“ in Form von Tabletten, Brausetabletten oder Granulat verordnen. In der deutschen Leitlinie zur Osteoporose werden täglich 1000 mg Calcium und eine Supplementierung von 800 – 1000 I.E. Vitamin D3 empfohlen.

 

Gerade bei osteoporotischen Knochen kann bereits bei einem leichten Sturz ein Bruch entstehen. Daher sollte jeder, der an Osteoporose leidet, auf eine Sturzprophylaxe achten. Stolperfallen, wie z.B. ein Kabel am Boden oder dickere Teppiche, sollten im eigenen Zuhause entfernt werden. In Treppenhäusern und Duschbereichen sind Geländer zum Festhalten hilfreich. Bewegung sollte auf keinen Fall vermieden werden. Ein täglicher 30-minütiger Spaziergang sollte in den Alltag integriert werden, denn nur bei ausreichender Bewegung kann der Knochen wieder an Stabilität gewinnen.